Grundwissen Grammatik

Kleine deutsche Schulgrammatik zum Nachschlagen und Lernen

Prä­di­ka­ti­ves Attri­but

Das prädikative Attribut, andere Bezeichnungen "depiktives Prädikativum", "Depiktiv", "freies" / "fakultatives Prädikativ", besteht aus einem Adjektiv, einem Verbaladjektiv [Partizip] oder einem präpositionalen Ausdruck. Es gilt im Gegensatz zu allen anderen Attributen als Satzglied, weil es die erste Satzgliedstelle besetzen kann.
Als Adjektiv oder Verbaladjektiv bleibt es unflektiert und erscheint in der Regel dort, wo im Satz "normalerweise" ein Adverbiale steht. Deshalb wird es auch gerne damit verwechselt.

Traurig verließ das Kind die Schule. Es ging hungrig nach Hause.
Sie brachte das Besteck wohl sortiert in das Esszimmer.
Er kam ohne Mantel / im dunklen Anzug zur Gartenparty.

Das prädikative Attribut trifft eine Aussage über das Subjekt oder das Objekt des Satzes, nicht aber über das im Prädikat ausgedrückte Geschehen:

a) Der Kellner servierte die Suppe heiß. - Kein heißes Servieren, sondern eine heiße Suppe.
b) Er kam betrunken in München an. - Kein betrunkenes Ankommen, sondern ein betrunkener Mann.
c) Unkonzentriert las er Zeitung. - Unkonzentriertes Lesen [adverbial] oder ein unkonzentrierter Mann [prädikatives Attribut]? Uneindeutig!

Umformungen:

Prädikatives Attribut: Er kam krank in München an. Er war krank, als er in München ankam. - Es geht um den Zustand des Mannes, nicht um ein krankes Kommen.
Gegenbeispiel - adverbial gebrauchtes Adverb: Er kam morgens in München an. - Wann kam er in München an? Morgens.
Prädikatives Attribut: Fröhlich ging sie auf eine Party. Sie war fröhlich, als sie auf die Party ging. Es geht um den Gefühlszustand der Frau, nicht um ein fröhliches Gehen.

Begriffserläuterung - warum die Bezeichnung "prädikatives Attribut"?:

"Attribut":
a) Es ist in ein normales Attribut verwandelbar: Der kranke Mann ... Das fröhliche Mädchen ...
b) Es ist wie ein normales Attribut weglassbar: Er kam in München an. Sie ging auf eine Party.
Deshalb auch die Bezeichnung "freies" Prädikativ. Im Gegensatz dazu ist ein Prädikativ in der Regel nicht weglassbar: *Er war krank. *Sie war fröhlich. *Der Kaffee machte den Mann wach.

"Prädikativ":
a) Es ist in ein Prädikativ verwandelbar: Der Mann war krank. Das Mädchen war fröhlich.
b) Es trifft eine Aussage - eine Prädikation [Prädikation bei wikipedia] - über das Subjekt oder Objekt des Satzes.
c) Es hat einen - schwachen - Bezug zum Prädikat, dadurch wird aber die Gültigkeit des Attributs durch das Verb eingeschränkt:
Der Mann ist nicht immer ohne Mantel unterwegs, aber eben bei der Gartenparty.
Die Suppe ist nicht immer heiß, war es aber im Moment des Servierens.
Der Mann ist nicht immer krank, sondern ist wahrscheinlich erst auf der Fahrt krank geworden.
Die Frau ist wahrscheinlich nicht immer fröhlich, sondern war es nur, als sie auf die Party ging.

Relativ absurdes Beispiel, das die Dimensionen des prädikativen Attributs veranschaulicht:
Der Kellner stellte die Suppe selbstbewusst, vorsichtig und kalt auf den Tisch.
Der selbstbewusste Kellner stellte die kalte Suppe vorsichtig auf den Tisch.
Vorsichtig ist ein adverbial gebrauchtes Adjektiv.

Zur Abgrenzung des prädikativen Attributs vom Adverbiale:
Der Kellner stellte die Suppe auf den Tisch.
Und das geschah vorsichtig (+) - Als Adverbiale zu verstehen.
Und das geschah selbstbewusst (? / — ) - Wohl eher als prädikatives Attribut zu verstehen.
Und das geschah kalt (—) - Keinesfalls adverbial zu verstehen → prädikatives Attribut

Siehe auch Formen des Attributs!


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