Grundwissen Grammatik

Kleine deutsche Schulgrammatik zum Nachschlagen und Lernen

Prädikativ / Prädikatsnomen

Das Prädikativ1) oder Prädikatsnomen2) - andere Ausdrücke: Subjektsprädikativ bzw. Objektsprädikativ - ist ein notwendiger nichtverbaler Satzteil, der abhängig ist von einer bestimmten Gruppe von Verben.
Das Auto ist schnell.
Er nannte ihn
seinen Freund.

Es besteht entweder aus einem Substantiv, einem Pronomen, einem unflektierten Adjektiv bzw. Verbaladjektiv, einem präpositionalen Ausdruck oder einem Adverb.
Auch ein Gliedsatz kann ein Prädikatsnomen sein: Arbeit ist, was Mühe macht.

In manchen Grammatiken wird das Prädikativ als Bestandteil des Prädikats aufgefasst: Es bilde zusammen mit dem »sein«-Wort (Kopula) das Prädikat.
Andere Grammatiken sehen im Prädikativ ein eigenes Satzglied. Dafür spricht, dass es relativ frei verschiebbar ist und im Aussagesatz an die erste Satzgliedstelle treten kann. Dieser Auffassung wird hier gefolgt.

Das Prädikativ ist als Satzglied nicht weglassbar.

Wenn das Prädikativ ein Substantiv im Nominativ oder ein Gliedsatz ist, kann man danach wie nach dem Subjekt mit [Wer? oder] Was? fragen.
Es steht dann auch im Nominativ. Deshalb wird auch manchmal von einem Gleichsetzungsnominativ / Prädikatsnominativ oder Subjektsprädikativ gesprochen.

Am einfachsten ist es, sich die »sein«-Wörter (Kopula) sein, werden, bleiben, sich erweisen als und ähnliche, wie z. B. heißen, zu merken, auf die das Prädikativ, genauer ein Subjektsprädikativ, folgt.

BEISPIELE:
a) Udo ist SCHÖN.
b) Er will ARZT werden.
c) Diese Idee ist UMWERFEND.
d) Er bleibt ein LÜGNER.
f) Das Buch erwies sich ALS LADENHÜTER.
g) Sein Freund hieß HANS.
h) Die Tür ist HIER. Er war DA.
i) Die Bezahlung ist UNANGEMESSEN.
j) Das Gelände ist UNBEBAUT.
k) Die Rose ist VERDORRTER als andere.

Die adjektivischen Prädikatsnomen(a, c) und der Fall f werden von manchen Grammatiken auch als Modaladverbiale aufgefasst.
Zu i, j und k: Mit "un-" verneinte Partizipien und / oder gesteigerte Partizipien gelten als Adjektive und damit als Prädikative, weil sie keinen verbalen Charakter mehr haben.
[Es handelt sich NICHT um Verbformen, wie dagegen z. B. in "Die Rose ist verdorrt" ("verdorren" ist ein Verb, das sein Perfekt mit „sein“ bildet) , "das Gelände ist bebaut" (Zustandspassiv - Basis: das Gelände wird bebaut - das Gelände ist bebaut worden - das Gelände ist bebaut.)] Siehe auch das Verb-Adjektiv-Übergangsfeld.

Für das Objektsprädikativ gilt analog: Es folgt auf die Wörter nennen, finden, halten für, bezeichen als und ähnliche, mit Einschränkungen auch auf das Wort machen.

BEISPIELE:
l) Er nannte ihn SEINEN FREUND. Er nannte ihn FEIGE.
m) Sie findet ihn
SEHR NETT.
n) Ich halte dich
FÜR EINEN LÜGNER. Er hielt das Angebot FÜR ATTRAKTIV.
o) Sie bezeichneten die Ereignisse
ALS KATASTROPHE. Obwohl nie die Sonne schien, bezeichneten sie das Wetter ALS GUT.
p) Die Nachricht machte uns
TRAURIG. Die Arbeit macht ihn MÜDE.

In den aufgeführten Beispielen beziehen sich die Prädikative entweder auf das Subjekt oder auf das Objekt und nicht auf den durch das Prädikat ausgedrückten Vorgang: Während im Satz Das Auto fährt schnell. das Fahren mit hoher Geschwindigkeit gemeint ist, wird im Satz Das Auto ist schnell das Auto mit der Eigenschaft "schnell" versehen.
Analog: Im Satz Sie findet ihn sehr nett. geht es nicht um ein *"nettes Finden", sondern darum, dass "er" für nett seiend befunden wird.
Zu den Beispielen o und l: Wenn das Wetter als gut bezeichnet oder jemand feige genannt wird, dann ist das Wetter gut oder jemand feige, das Bezeichnen oder Nennen ist weder gut noch feige.
Kontrastierendes Beispiel: Schnell machte er Kaffee. Der Kaffee machte den Kaffeetrinker wach. Während im ersten Satz tatsächlich die schnelle Herstellung von Kaffee gemeint ist (adverbial), ist im zweiten Satz von einem wach gewordenen Kaffeetrinker (prädikativ) und nicht von einem wachen Machen die Rede.

Zur Abgrenzung von Prädikativen von adverbialen Ausdrücken:
Adverbial:
Das Auto fährt schnellDas Auto fährt.Und das geschieht schnell.
Er machte schnell KaffeeEr machte Kaffee.Und das geschah schnell.
Heute bleibt er zu Hause.Heute bleibt er.Und das geschieht zu Hause.
Seine Aussage erwies sich bald als Lüge.Seine Aussage erwies sich als Lüge Und das geschah bald.
Prädikativ:
Das Auto ist schnell. → *Das Auto ist. → *Und das geschieht schnell.
Das Gelände ist unbebaut → *Das Gelände ist . → *Und das geschieht unbebaut.
Ich halte dich für einen Lügner → *Ich halte dich. → *Und das geschieht für einen Lügner.
Der Kaffee machte den Kaffeetrinker wach. → *Der Kaffee machte den Kaffeetrinker. → *Und das geschah wach.
Seine Aussage erwies sich bald als Lüge. → *Seine Aussage erwies sich bald. → *Und das geschah als Lüge.

Siehe auch:  Freie Prädikative, das prädikative Attribut

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1) "Prädikativ" benennt einen Ausdruck, der in seiner Bedeutung dem Subjekt oder Objekt des Satzes eine Eigenschaft zuschreibt. Genaueres zum Begriff Prädikativ: wikipedia → Prädikativum

2) Vom Begriff "Prädikatsnomen" darf man sich nicht irreführen lassen und ihn nur auf Nomina bzw. Substantive beziehen. "Prädikatsnomen" stammt aus der lateinischen Grammatik, die einen anderen "Nomen"-Begriff hat: Dort gelten auch Adjektive, Zahlwörter und Pronomen als Nomen, vgl. wikipedia → Nomen


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