Grundwissen Grammatik
Verben sind sogenannte Tätigkeits- bzw. Zeitwörter.
Verben verfügen über eine Satzgliedfunktion. Wenn man sie verschiebt, ändert sich allerdings die Satzart.
Viele Verben ziehen Ergänzungen1 nach
sich, die in bestimmten Kasus stehen müssen. In diesem Sinne sind
Verben auch fallbestimmend, regieren einen - oder mehrere - Kasus (Rektion):
Ich KAUFE [-was?-]
ein Auto (Akk.O) [ -wem?-] dir (Dat.O).
Es gibt aber auch Verben, die Präpositionalobjekte nach sich ziehen. Dabei wird die Präposition vom Verb "verlangt": fragen nach, hoffen auf, zweifeln an usw.
Sie zweifelte an seinem Gesundheitszustand und fragte nach seiner Krankheitsgeschichte. Beide hofften auf eine baldige Gesundung.
Verben zählen zu den flektierbaren,
nicht aber deklinierbaren Wörtern - es sei denn, sie sind substantiviert oder sie werden als Verbaladjektiv gebraucht - siehe auch das Verb-Adjektiv-Übergangsfeld.
Dagegen sind Verben konjugierbar. Flektierte Verben bilden in der Regel das Prädikat eines Satzes.
[Konjugationstabelle: Aktiv - Passiv; die Genera Verbi - die Handlungsformen des Verbs]
Man unterscheidet einerseits (1) zwischen starken
und schwachen Verben - die starken ändern u.a.
in den verschiedenen Zeiten ihren Stammvokal und enden im Partizip
II auf "-en" - und andererseits (2) zwischen
VOLL-,
MODAL-
und HILFSverben.
1)
Beispiel für ein schwaches
Verb:
"ich arbeite, ich
arbeitete, ich habe gearbeitet"
Beispiel für ein starkes Verb:
"ich finde, ich fand, ich habe gefunden"
2)
Beispiele für Vollverben:
"arbeiten", "finden", "schreiben", "rennen"
Beispiele für Hilfsverben:
"sein", "haben", "werden"
"haben", "sein" und "werden" sind als Hilfsverben zu bezeichnen, wenn damit die zusammengesetzten Zeiten oder Aktionsformen gebildet werden: Ich bin gegangen, ich werde gehen, ich habe gegessen, ich werde essen, ich werde gelobt, ich wurde gelobt, ich bin gelobt worden, sie werden gelobt worden sein.
Beispiele für Modalverben, sie ziehen in der Regel einen Infinitiv nach sich und bilden zusammen mit ihm das Prädikat:
"sollen", "mögen", "dürfen", "müssen", "können", "wollen"
Modalverben lassen sich nicht ins Passiv setzen: Du sollst Wasser trinken → *Das Wasser wird von dir trinken gesollt.
Wenn Modalverben das Prädikat mit einem Infinitiv bilden, z. B. sie soll nach Hause gehen, dann wird im Perfekt oder Plusquamperfekt nicht das Partizip II des Modalverbs gebraucht, sondern stattdessen der Infinitiv, z. B. sie hat nach Hause gehen sollen. Er hat noch einen Test machen müssen.
Gegenbeispiel ohne Infinitiv: "Das musste ich nicht." → "Das habe ich nicht gemusst."
3)
Man kann Verben auch danach unterscheiden, ob sie die zusammengesetzten Zeiten - Perfekt und Plusquamperfekt - mit "sein" oder "haben" bilden2.
Die finiten VERBFORMEN
bilden den Prädikatskern, während
die infiniten VERBFORMEN bei den zusammengesetzten
Tempora, dem Passiv und modalen Konstruktionen als unbestimmte
Prädikatsteile auftreten.
Beispiel:
"Ich habe gegessen",
"er wird essen", "du musst essen"
Ebenfalls als unbestimmte Prädikatsteile treten bei manchen Verben Verbzusätze meist am Ende eines Satzes auf: "Er kam aus dem Haus heraus." → "Er ist aus dem Haus herausgekommen." Siehe auch "Verbzusatz"!
Viele Verben werden mit einer Vorsilbe gebildet.
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2)
1) Die meisten Verben bilden das Perfekt und das Plusquamperfekt mit "haben". Vor allem sind das:
- die transitiven Verben, also die, denen ein Akkusativobjekt folgt oder folgen kann: Er hat das Auto gewaschen, sie hat Musik gehört ...
- die reflexiven Verben: Ich habe mich gefreut, ich habe mich erkältet / verliebt
- die unpersönlichen Verben: Es hat geschneit, es hatte geregnet ...
- die
Modalverben: Ich habe gemusst, gedurft, gesollt, gewollt ...
- die
intransitiven Verben, also die, denen kein Akkusativobjekt folgt, die aber einen andauernden Zustand oder ein nicht abgeschlossenes Geschehen bezeichnen:
ich habe gearbeitet, wir haben geschlafen, der Mond hat geschienen
2) Perfekt und das Plusquamperfekt mit "sein" bilden intransitive Verben, die eine - im Perfekt oder Plusquamperfekt - abgeschlossene Ortsveränderung beziehungsweise eine Art der Fortbewegung oder eine abgeschlossene Zustandsänderung in Bezug auf das Subjekt des Satzes bezeichnen:
-
Die Flasche birst: Sie ist geborsten.
- Die Rose verblüht: Sie ist verblüht.
-
Das Schiff sinkt: Es ist gesunken.
- Die Würfel fallen: Sie sind gefallen.
- Er rennt nach oben: Er ist nach oben gerannt.
Siehe auch Sein-Perfekt
Außerdem - quasi als Ausnahme - bilden auch "sein" und "bleiben" ihr Perfekt mit "sein": Sie ist im Theater gewesen, er ist zu Hause geblieben.
3) Es gibt auch Verben, die je nach Verwendung das Perfekt und das Plusquamperfekt mit "haben" oder mit "sein" bilden:
Ich bin nach München gefahren ↔ Sie hat das Auto gefahren.
Ich bin durch den See geschwommen ↔ Sie hat den See durchschwommen.
Der Krug ist zerbrochen ↔ Ich habe den Krug zerbrochen.
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